In letzter Zeit hat es den Gesundheitssektor schwer gebeutelt. Zahlreiche Cyberangriffe legten Kliniken und Versorgungseinrichtungen lahm. Massenhaft wurden sensible Gesundheitsdaten erbeutet. Deshalb sehen die Einrichtungen die Lösung häufig in der Cloud. Doch auch dort lauern Sicherheitsprobleme.
Der Gesundheitssektor gehört zu den am stärksten von Cyberangriffen betroffenen Sektor. Kliniken und medizinische Einrichtungen erleben eine Welle von Cyberangriffen, die nicht nur den Betrieb lahmlegen, sondern auch zu einem massenhaften Diebstahl sensibler Patientendaten führen. Der Grund dafür sind oftmals Sicherheitsdefizite. Die Cloud soll Abhilfe schaffen – die Einrichtungen hoffen auf eine sichere Datenverwaltung. Doch ohne Sicherheitsmaßnahmen geht es auch in der Cloud nicht und gerade Cloud-Anwendungen erfordern spezifisches Know-how
Ein spektakulärer Fall sorgte unlängst für Schlagzeilen. Grund sind Schadenshöhe und Ausmaß eines Ransomware-Angriffs. Opfer wurde der US-amerikanische Cloud-Dienst „Change Healthcare“, der zum Versicherungskonzern UnitedHealth Group gehört. Die Gesamtschadenssumme soll sich laut der Nachrichtenagentur Reuters bisher auf 1,6 Milliarden US-Dollar belaufen. Sie setzt sich zusammen aus mehreren hohen Lösegeldzahlungen und den Kosten für die Wiederherstellung der IT-Systeme.
Die entwendeten Gesundheitsdaten könnten jedoch noch gravierendere Folgen haben: Davon dürften etwa ein Drittel der US-Bevölkerung betroffen sein, wie Unternehmenschef Andrew Witty bei einer Anhörung im US-Senat sagte. Die Analyse dazu läuft laut Unternehmensangabe noch und es soll Monate dauern, bis die Anzahl der Betroffenen endgültig feststeht. Währenddessen wurden im Darknet bereits erste Datensätze angeboten.
US-Regierung und Behörden reagieren
Change Healthcare ist das zentrale Abrechnungssystem für die Gesundheitsbranche in den USA und zugleich die größte Plattform für den Datenaustausch zwischen Ärzten, Apotheken, Gesundheitsdienstleistern und Patienten. Die Tragweite des Cyberangriffs führte sogar dazu, dass sich neben den US-Sicherheitsbehörden CISA und FBI sogar die US-Regierung einschaltete. Zeitweise waren Apotheken nicht mehr funktionsfähig und selbst Krankenhäuser des US-Militärs im Ausland waren von den Auswirkungen betroffen.
Auch in anderen Ländern kam es zu spektakulären Security-Vorfällen bei Gesundheitsdienstleistern. So etwa vor wenigen Tagen beim australischen Rezeptdienst MediSecure. Das Unternehmen wickelt Verschreibung und Ausgabe von Rezepten ab. Daher wird davon ausgegangen, dass bei dem Angriff Gesundheitsdaten von mehreren Millionen Australiern erbeutet wurden. Und das, nachdem bereits im vorletzten Jahr ein Angriff auf die Krankenversicherung Medibank Wellen schlug, bei dem von einem großen Teil der Bevölkerung Gesundheitsdaten erbeutet wurden.
Lohnendes Ziel: Gesundheitssektor im Fadenkreuz
In letzter Zeit ist der Gesundheitssektor immer stärker ins Visier von Cyberkriminellen geraten. Angreifer wissen, dass sie hier hochsensible Daten erbeuten oder mittels Ausfällen Menschenleben gefährden können. Bei Ransomware-Angriffen erhöht das die Zahlungsbereitschaft. Auch in Deutschland blieb die Gesundheitsbranche in den letzten Jahren nicht von schweren Vorfällen verschont. Es vergeht kaum eine Woche, ohne eine Meldung zu einem Cyberangriff auf eine Gesundheitseinrichtung. Durchschnittlich 20 Prozent der vorhandenen Daten erbeuten die Angreifer laut einer Studie bei diesen Attacken. In anderen Branchen sind es lediglich sechs Prozent. Experten machen dafür einen Investitionsstau im IT-Sektor verantwortlich, insbesondere bei Cybersecurity.